Bekannte Songs überraschend interpretiert

Tim Sparks und James Buckley mit neuem Album

Diese CD trägt den nostalgisch klingenden Titel „Jukebox Dreamin’“ und es ist eine gute Idee, sie spontan aufzulegen ohne sich vorher über die enthaltenen Titel zu informieren. So kann sich dieser Steel String Magier Tim Sparks mit seinem glasklaren Gitarrensound als Überraschungskünstler präsentieren, obwohl sich die Stücke schließlich als gute alte Bekannte outen.

Das Überraschende entwickelt sich aus der Interpretationsweise dieses Gitarristen. Seine Intros klingen irgendwie suchend und man ist unheimlich gespannt, was gleich kommen wird. Nach einigen Augenblicken stellt sich dann jedes Mal aufs Neue jener viel besungene Aha-Effekt ein, wenn eines dieser unsterblichen Stücke von Lennon  / McCartney oder Glenn Frey erkannt wird. Im Laufe der CD fragt man sich dann vor jedem neuen Stück, was dieses musikalische Schlitzohr als nächstes aus den Saiten zaubert.

Dabei geht es keineswegs nur um die Stücke allein, die Sparks sowieso nicht einfach in Form netter Melodien auftischt. So etwas würde ihm nie einfallen, denn bekanntlich reißt der sogar abgenudelte Ohrwürmer wagemutig mitten hinein in sprudelnde Jazzkaskaden, wobei er auch mal einen versteckten Gruß an den guten alten Django Reinhardt durch die Griffel flimmern lässt. Doch hier hat er Songmaterial, das selbst schon eine Sammlung musikalischer Leckerbissen ist. Da kommt einer wie Sparks natürlich erst richtig in Fahrt – und der hat zwischen cool und hot jede Menge Gewürzmischungen in den Händen, um selbst kleine Melodien wie Last Date von Floyd Cramer unterwegs mal kurz in einen Schwarm funkelnder Sternschnuppen zu verwandeln. Auch so ein Überraschungseffekt…

Und dann ist da ja noch dieser James Buckley, dessen samtener, manchmal auch knurrender Bass nach vom Zigarettenrauch eingedunkelten roten Plüschvorhängen in längst vergessen Jazzkneipen klingt. Keineswegs nur die nette Begleitung des Gitarristen, sondern der ewige Geist des Widerspruchs in diesem musikalischen Spannungsfeld. Das wird besonders eindrucksvoll hörbar bei Strawberry Fields Forever, wo Buckley zeigt, dass er wie im Yin Yang die dunkle Seite dieses Duos zu zelebrieren gedenkt. Es ist eine warme, einladende Dunkelheit, die er da ausbreitet und in die man sich gern hineinfallen lässt, um den Höhenflügen von Tim Sparks Gitarre zu lauschen – wie vor Ewigkeiten den Songs aus der Juke Box…

Jukebox Dreamin‘ – Tim Sparks (Acoustic Guitar) James Buckley (Double Bass) – Release 14. 12. 2018

Dir gefällt was Du liest? Mit einem Backstage-Ticket unterstützt Du Bestand und Weiterentwicklung von Blog und Podcast und hast exklusive Vorteile.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
2 Kommentare zum Beitrag ...
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Frederik
Frederik

Schön geschrieben! Aber man fragt sich ja schon, wie oft die Beatles denn noch neu interpretiert werden müssen. Allein die Gitarristen würden Omnibusse füllen 😉