Gige, Multitalent aus Nürnberg, hat in der Coronazeit die Bossa Nova für sich entdeckt. Da er kein Talent für „halbe Sachen“ hat, weiß er nun unglaublich viel über Spielweise, Harmonik und Rhythmik dieser Musik. Deshalb bietet er in Schwabach einen Kurs mit viel eigenem Musizieren an, der sich äußerst verführerisch anhört.
Im Interview erzählt er mehr.
Was hat Dich als Musiker aus Franken zum Bossa Nova gebracht?
Nun, die Bossa Nova ist seit Beginn der 1960er fest mit dem Jazz, also meinem eigentlichen Metier, verbunden. Anfang 2020, als uns alle die Corona-Pandemie mit den Lockdowns für einige Zeit zu Hause verharren ließ, kaufte ich mir – wohl aus allgemeiner Frustration heraus – meine erste Klassische Gitarre. Genauer gesagt war es eine Flamenco-Gitarre, aber das wusste ich zum Kaufzeitpunkt noch nicht. Typisch für mich. Wenn man ohnehin schon ein paar Hits der Bossa Nova kennt, ist dann so ein Instrument quasi der „Anlasser“, der einen neugierigen Musiker zur intensiveren Beschäftigung bringt. Und dann wollte ich es natürlich genauer wissen und habe mich richtig reingekniet. Zeit hatte ich ja damals jede Menge.
Kannst Du die Faszination beschreiben, die Bossa Nova auf Dich ausübt?
Je mehr man Bossa Nova hört oder über sie liest (ich darf hier das Buch ‚Bossa Nova‘ von Ruy Castro wärmstens empfehlen), desto mehr gelangt man zur Überzeugung, dass die Protagonisten der ersten Stunde wie Luiz Bonfá, João Gilberto, Antônio Carlos Jobim, Roberto Menescal, Vinícius de Moraes u.v.a.m. wirklich coole Typen und keine verkopften Musiker waren. Die haben im wahrsten Sinne des Wortes „unerhörte“ Musik geschaffen. Die Bossa Nova ist eben keine leichte Unterhaltungs- oder gar Fahrstuhlmusik, sondern wirklich cool. Sie klingt leicht und locker, ist aber wirklich nicht einfach zu spielen. Besonders fasziniert mich die geradezu außerirdische rhythmische Entkopplung eines João Gilberto, wenn er live zu komplexer eigener Gitarrenbegleitung einen Text singt, welcher tatsächlich von seiner Phrasierung wie im Nachhinein aufgenommen klingt. Unglaublich!
Welches sind die wichtigsten und typischen Besonderheiten in Harmonik und Rhythmik?
Prinzipiell ist festzuhalten, dass die Bossa Nova gemäß besagtem João Gilberto (der es ja wissen muss) nichts anderes ist, als eine langsame Samba. Wir finden nicht zu selten den 2/4-Takt, welcher aber in den Realbooks zumeist in den gebräuchlicheren 4/4-Takt übersetzt wurde. Verwendet wird nahezu immer das harmonische Material des Oldtime-Jazz und Swing, also Vierklänge mit mannigfaltigen Umkehrungen und alles, was sich in der Stufentheorie finden lässt. Die chromatisch fallende Basslinie wird gerne eingesetzt, wobei man sich da an einer harmonischen Analyse ganz schön aufreiben kann. Somit allgemein bekannte Zutaten, aber äußerst raffiniert zubereitet.
Was wird auf Deinem Workshop passieren? Was ist Dir in der Vermittlung besonders wichtig?
Hauptsächlich wollen wir Songs der Bossa Nova spielen, nicht nur analysieren. Obwohl ich der festen Überzeugung bin, dass Musik im Kopf und auf der Gitarre passiert und nicht in einer Notation oder einem Sheet, werden wir uns natürlich einige Patterns vornehmen und einige Akkordverbindungen etwas genauer anschauen. Und ich versuche den Teilnehmern nahezubringen, komplexes Zeug so zu spielen, dass es leicht klingt. Vor allem aber soll die Bossa Nova anhand ihrer großartigen Songs beim gemeinsamen Gitarrenspiel erkundet werden.
Der Kurs:
Bossa-Nova-Gitarre – Tagesworkshop
19.10.24 – 10.00 – 17.00 Uhr mit Dozentenkonzert um 19.00
Anmeldung und weiter Infos:
https://www.vhs.schwabach.de/unser-programm/kultur/kurs/Bossa-Nova-Gitarre-Tagesworkshop/242-21300
Mehr über Gerhard „Gige“ Brunner: https://gige.de