Django Reinhardt – Swing in Moll

„Verstehen Sie überhaupt etwas von Musik?“, fragt im Film „Django“ ein SS-Offizier den Gitarristen. „Nein. Aber sie versteht mich!“ sagt Django Reinhardt. Tatsächlich war die Beziehung der Musik zu ihrem Jazz-Gitarristen auch durch einschneidende Schicksalsschläge nicht aufzuhalten.

Leben zwischen Katastrophen und Genie

Django Reinhardt war französischer Sinto und wuchs in einer Wohnwagensiedlung am Stadtrand von Paris auf. „La Zone“ wurde dieses Elendsviertel genannt, in dem viele Sinti-Familien lebten. Wenn Zeit zwischen dem Sammeln von Kohle und Altmetall blieb, lernte man in „La Zone“ Musik durch Zuhören und Nachspielen. Django übte sich die Finger wund und galt bald als ausgezeichneter Musiker, der als Tanzmusiker zum Unterhalt der Familie beitragen konnte.

Im November 1928 brannte der Wohnwagen, in dem der 18-Jährige lebte. Er konnte sich nicht rechtzeitig retten, überlebte zwar, aber seine linke Hand war verbrannt. Sie blieb verkrüppelt. Der Ringfinger und der kleine Finger waren gelähmt. Für einen Musiker, der sein Geld mit Livemusik verdiente, eine existenzbedrohende Katastrophe.

Django Reinhardt entwickelte hingegen daraufhin eine höchst virtuose und besondere Spieltechnik. Zeige- und Mittelfinger genügten für die halsbrecherischen Läufe. Daumen und die Restbeweglichkeit von Ringfinger und kleinem Finger besorgten das Akkordische. Das Unglaubliche: Im Feuer des Wohnwagens war der europäische Jazz entstanden.

Von den Nazis bedroht, versuchte Django Reinhardt 1943 in die Schweiz zu gelangen. Viele seiner Verwandten wurden als „Zigeuner“ verfolgt und in Konzentrationslagern ermordet. Reinhardt wurde zwar an der schweizerischen Grenze zurückgewiesen, konnte jedoch aufgrund seiner Berühmtheit und Beliebtheit bei der Bevölkerung zurückgezogen in Paris bis zum Kriegsende leben.

1953 starb Django Reinhardt 43-jährig an den Folgen eines Schlaganfalls.

Musik zwischen Jazz und Walzer

Verschiedene Einflüsse haben den Musikstil Django Reinhardts geprägt. Neben dem nordamerikanischen Jazz der 20er Jahre und den französischen Walzern war es vor allem die Spielweise der Sinti, die die Musik Reinhardts so unverwechselbar macht. Hinzukommt die veränderte Spieltechnik durch die Einschränkungen der linken Hand. Oktav-Doppelgriffe und das eher vertikale Spiel statt die horizontale Nutzung des Griffbrettes gehören zu den markantesten Eigenheiten.

Wohl auch durch seine Lebensgeschichte und der sehr individuellen Spielweise hat Django Reinhardt zwar viele andere Gitarristen beeinflusst und geprägt, aber nie eine spezielle „Reinhardt-Schule“ begründet. Zu spontan und impulsiv waren seine Improvisationen und Kompositionen, als dass man später Regeln hätte ableiten können. Eine eher akademische Annäherung an das Gitarrenspiel, wie wir es hier schon bei Gaspar Sanz oder Fernando Sor kennengelernt haben, war Reinhardts Sache nicht.

Django Reinhardt und Stéphan Grappelli: Minor Swing

Minor Swing eines der charakteristischen Stücke aus der Feder von Django Reinhardt. Gemeinsam mit Stéphane Grappelli schrieb er es 1937 und nahm es mit dem „Quintette Du Hot Club DE France“ erstmals auf. Ohne das Leben des Heranwachsenden im Elendviertel „La Zone“ und ohne den katastrophalen Brandunfall wäre das Stück wohl so nicht entstanden.

Minor Swing steht in a-Moll und entwickelt sich über ein Intro (Am/Dm/Am/Dm/Am/Dm/E7) zu den Akkordfolgen Am/-/Dm/-/E7/-/Am/-/ und Dm/-/Am/-/E7/-/Am/E7/. In diesem Zyklus wird hauptsächlich improvisiert. Festgelegte Melodielinien bereiten hier eher die Bühne für Virtuosität und Spielwitz der Solisten.

Spielwitz, Virtuosität, Improvisation und verschiedene musikalische Einflüsse … Django konnte zwar keine Noten lesen, aber die Musik hat ihn trotzdem verstanden.

Eine frei verfügbare Version, allerdings für Klavier gesetzt, findet ihr hier:

[https://musescore.com/vilega/minor-swing]
Über diese Begleitung lässt sich schon ein kleines Solo spielen.

Sehr sehenswert ist die Aufnahme mit Joscho Stephan:

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Michael
Michael

War Django nicht eigentlich Belgier?