Giges Gitarrenarrangement: Fly Me To The Moon

Liebe Gitarristen, liebe Jazz-affinen Fingerstyler,


in diesem Beitrag stelle ich Euch den Jazz-Standard „Fly me to the Moon“ im Fingerstyle-Arrangement vor.
Wer noch keine Erfahrungen mit dem Fingerstyle, also der Art des Gitarre-Spielens, bei der wir Melodie und Begleitung gleichzeitig spielen, gesammelt hat, ist womöglich etwas überfordert. An einer Fibel, in der ich Euch die Grundzüge meiner Idee des Fingerstyle darlege, schreibe ich gerade. Beißt also die Zähne zusammen und kämpft Euch durch das jeweilige Sheet.
Viel Spaß mit „Fly me to the Moon“,
Euer
Gige


Der Song

„Fly me to the Moon“ ist ein Song von Bart Howard aus dem Jahr 1954, zunächst als „In Other Words“ veröffentlicht. Nahezu jeder Künstler des Jazz und auch viele Musiker anderer Genres haben ihre Version dieses Liedes veröffentlicht, wobei die bekannteste wohl die von Frank Sinatra aus dem Jahr 1964 ist.

Ist der Text auch eine ziemlich schlichte Liebeserklärung, die nur die englische Sprache (wie so oft) erträglich macht, so ist die Melodie ein echter Geniestreich von Bart Howard.
Fast so zahlreich wie die Interpretationen der letzten Jahrzehnte ist auch die Anzahl an kursierenden Notationen dieses Jazzstandards. Für diesen Beitrag habe ich mir (für uns Gitarristen komfortabel) eine Version im 4/4 Takt (im Realbook V Vol. 2 ist tatsächlich ein 3/4 notiert) und in der Tonart C-Dur bzw. A-harmonisch-Moll zusammengebastelt.

Changes

Entgegen landläufiger Meinung gibt es für viele Standards nicht die Changes, sondern durchaus mehrere. Wenn ein Song viele Jahrzehnte von unzähligen Musikern gespielt wurde, mag sich eine besonders erfolgreiche Version etabliert haben, aber auch ein Noten-Oligarch wie Hal Leonard hat hier keinen Absolutheitsanspruch. Nun also Changes von „Fly me to the Moon“ (in C-Dur), die ich für gut klingend halte und die ich bei vielen Gelegenheiten live gespielt habe:

changes fmttm


Gebräuchliche Form: ABAC

Die Form

Nicht zu selten (zum Beispiel im iReal Pro) wird die Form mit AA’ angegeben. Da aber hier jeweils die ersten acht Takte identisch sind, halte ich die Angabe ABAC für ökonomischer. Ich darf das sofort im nächsten Abschnitt demonstrieren.

Das Fingerstyle-Arrangement

Wenn die Melodie des A-Teils ausschließlich in Viertelnoten geschrieben wäre, ist sie durch eine Aneinanderreihung von zumeist diatonischen Akkorden aus C-Dur schon als Akkordmelodie realisierbar. Für ein erstes Hineinschnuppern ist ein solches Arrangement durchaus hilfreich:

fmttm takte1 8 easy

Wenn Ihr die notierten Akkorde einigermaßen in time spielt, klingt dies tatsächlich schon nach „Fly me to the Moon“. Allerdings swingt das Ganze überhaupt nicht. Hierzu ist anzumerken, dass blanke Viertelnoten per se nicht swingen können. Der Swing (welcher ja in der Theorie durch die Verwendung von ternären statt binären Achteln nicht ausschließlich, aber entscheidend definiert ist) kommt erst dann, wenn wir das statische Viertel-Konstrukt durch ternär gespielte Achtelnoten ergänzen.
Allerdings bedarf es hier zur Umsetzung auf der Gitarre doch gewisser Übung. Nicht entmutigen lassen, wenn es auf Anhieb nicht gleich klappt! Im Folgenden nun das komplette Arrangement unseres Standards mit swingender Melodie. Falls möglich bleibt die Bassbegleitung auf den Viertel-Zählzeiten, so wie es auch der Bassist in einer Combo beim Swing hält.

Gerade Lesern mit einer klassischen Ausbildung mögen Ungenauigkeiten oder gar Fehler bei der Umsetzung der notierten Melodie in eine Fingerstyle-Arrangement sauer aufstoßen. Doch zum Einen sind bisweilen nicht einmal die Melodien populärer Jazzstandards in den Sheets “in Erz gegossen”, wie man bei Gigs mit renommierten Musikern schnell feststellen wird, und zum Zweiten spielen wir ja beim Fingerstyle zumeist alleine, müssen unser Arrangement also nicht mit Musikerkollegen absprechen, wie das beispielsweise bei einer Bläsersektion im Ensemble erforderlich ist.

Noten zum Arrangement:
PDF | Guitar Pro | PNG Seite1 + Seite2


[Dies ist eine Video-Vorschau. Bei Click werden Daten an YouTube / Google übertragen.]
gige kl 200

Gige Brunner

Gige (Gerhard Brunner) ist Fingerstyle-Jazzer mit ausgeprägtem Hang zur Harmonielehre. Er schreibt Bücher, arrangiert Musik und ist auf vielen Bühnen unterwegs.

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2 Kommentare zum Beitrag ...
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stefan
stefan
Admin

Vielen Dank für den schönen Gastbeitrag, lieber Gige! Das Arrangement ist ganz schön anspruchsvoll … aber lohnt sich!

Gige
Gige
Reply to  stefan

Danke für die herzliche Aufnahme in diesem schönen Blog! Gerne wieder.