Viele Gitarristinnen und Gitarristen neigen zu Seitensprüngen! Ob sich das auf Partnerschaften bezieht, kann ich nicht sagen, aber instrumental ist der Blick über den Tellerrand weder verwerflich noch unvernünftig. Denn egal ob Banjo, Cavaquinho, Charango oder Ukulele -Grundlagen der gitarristischen Technik lassen sich für das Lernen eines neuen Instrumentes sehr gut nutzen. Besonders beliebtes Ziel für „Seitensprünge“ ist die Ukulele. Schauen wir uns also die „kleinen Schwester“ etwas genauer an und überlegen, wie stark die Verwandtschaft tatsächlich ist.
Ursprung und Entstehung der Ukulele
Drei Handwerker und ein König waren maßgeblich an der Entwicklung und Weiterverbreitung beteiligt. Genau genommen ist die Ukulele, wie so Vieles, durch die Begegnung zweier Kulturen entstanden.
1879 haben portugiesische Einwanderer ein Instrument, das sie Machête oder Braginho nannten nach Hawaii mitgenommen. Und diese „kleine Gitarre“ gefiel den Hawaiianern so gut, dass drei portugiesische Handwerker vom Bau und von der Weiterentwicklung leben konnten.
Etwas später nannten die Insulaner das kleine Saiteninstrument Ukulele – „hüpfender Floh“! Ob dieser Name durch den Tanz der Finger auf dem Griffbrett oder durch den Spitznamen eines Ukulelenspielers inspiriert war, ist noch strittig. Nicht strittig ist jedoch die Rolle des letzten Königs von Hawaii David Kalakaua kam. Als Uke-Fanboy spielte er das Instrument selbst und animierte seine Untergebenen es ihm gleichzutun. Zwischen 1915 und 1920 trat die Ukulele dann ihre Reise um die Welt an.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Gitarre und Ukulele
Auffälligste Unterschiede zur Gitarre sind die Anzahl der Saiten und natürlich die Größe von Korpus und Griffbrett. Letzteres ist spieltechnisch die größte Umstellung für Gitarrist:innen: Gleiche Zahl an Finger – viel weniger Platz. Die Größe der verschiedenen Ukulelenformen variiert von Sopran – Konzert – Tenor und Bariton zwischen 35 und 50 Zentimeter Mensur. Eine „normale“ Gitarrenmensur liegt bei 65 cm.
Für die Ukulele gibt es im Wesentlichen zwei geläufige Stimmungen. Verbreitet ist die C- Stimmung oder hawaiianische Stimmung mit den Tönen g – C – E – A. Die 4. Saite (von unten gezählt) ist dabei gitarrenuntypisch nicht die tiefste Saite. Viele Spieler einer Tenor-Ukulele stimmen die 4. Saite dennoch dann eine Oktave tiefer um den Tonumfang zu erweitern. Nicht mehr ganz so populär ist die D-Stimmung für Ukulele. Die Intervallabstände der Saiten bleiben hier gleich, alle Seiten klingen aber einen Ganzton höher ( a – D – Fis – H ).
Eine wirksame „Stimmhilfe“ für Gitarrist:innen ist ein Kapodaster im 5. Bund. Das ergibt die Töne der Ukulele in C-Stimmung in den unteren 4 Saiten.
Verwandtschaftsbeziehung: Akkorddiagramme für Ukulele und Gitarre
Ist es notwendig nun alle Akkorddiagramme neu zu lernen? Eindeutig: Jein! Tut man so, als ob die Ukulele eine Gitarre wäre, könnte man einfach die 5. und 6. Saite ignorieren und weiterspielen, wie bisher. Allerdings klingt das Lied auf der Uke dann fünf Halbtöne höher.
Mit etwas Nachdenken könnt ihr als Gitarrist:in allerdings auch in der gleichen Tonart bleiben. Hierzu wird einfach von einem Gitarrengriff fünf Halbtöne nach unten gerechnet. Aus einem gegriffenen „Gitarren C-Dur“ ohne die zwei tiefsten Saiten wird dann ein klingendes „Ukulelen F-Dur“. Aus dem Gitarrengriff G wird ein klingendes Uke C. Sehr schön und ausführlich hat das Marcel Pflug auf seinem Blog beschrieben. So kommen dem gitarrespielenden Ukulelen-Neuling die Griffe auch ohne Rechenkünste sehr bekannt vor. Und sicher ist auch: Nach kurzer Zeit kennt man die Akkorde auch ohne Bezug zur Gitarre.
Ukulelenkunst – virtuos auf vier Saiten
Man tut der Ukulele unrecht, wenn man sie ausschließlich als kleinere „Lagerfeuer-Variante“ eines „richtigen Instrumentes“ begreift. Denn es gibt ausgesprochen virtuose und musikalisch sehr begeisternde Musik für Ukulele, die weit über das Schrummeln von Griffen hinausgeht. Das wohl bekannteste Beispiel ist Jake Shimabukuru mit seiner Bearbeitung von „While my Guitar gently wheeps“. Aber auch James Hill mit seiner Bearbeitung des Michael Jackson Hits Billie Jean lässt staunen.
Sehr gerne höre ich auch den Ukulelenorchester aus Wellington und dem Ukluleleorchester of Great Britain zu. Hier finden die Musiker zu einer erfrischenden Mischung aus augenzwinkernden „Wir nehmen uns nicht ganz so ernst“ und wirklich großartiger Musik.
Warum als Gitarrist:in Ukulele lernen?
Warum sollte man also als Gitarrist:in Ukulele lernen? Nun, der Umstieg fällt leicht, weil sich die Grifftechnik, das Strumming und Picking nicht gravierend unterscheiden. Eine Ukulele hat eine praktische Größe, ist preislich erschwinglich und ist eine klangliche Abwechslung im Gitarrenalltag. Den vielleicht wichtigsten Grund hat jedoch die lesenswerte Seite ukulele-lernen.com angeführt: Ukulele spielen macht glücklich 🙂
Hilfreiche Linktipps:
Griffe finden:
https://www.ukulele.nl/chordfinder
https://ukulelemad.com/chord-chart/
Geschichte, Formen, Tipps:
https://www.ukulele-lernen.com
PS: Ich hoffe, Google hat Dich nicht auf diese Seiten geschickt, weil Du nach „Seitensprung“ und „glücklich“ gesucht hast? Der Text war dann vermutlich eine Enttäuschung für Dich. Sorry!