Mit Gitarre verreisen

In der Urlaubszeit auf die Gitarre verzichten? Niemals! Reist Du mit Auto, Bus oder Wohnmobil, ist der Instrumententransport kein Problem. Und wenn der Platz doch knapp wird, ist jeder Gitarrist selbstverständlich gerne bereit, zugunsten seines Instrumentes auf Essen oder Wechselwäsche zu verzichten. Schwierig kann es jedoch werden, wenn ein Fahrrad, die eigenen Füße oder das Flugzeug das Fortbewegungsmittel der Wahl ist. Hier kommen Lösungsmöglichkeiten.

Gitarre schrumpfen

Im Vergleich zu Kontrabassisten oder Tubisten sind Gitarristen in einer komfortablen Situation. Unser Instrument ist ohnehin nicht soooo riesig. Dennoch lässt es sich noch verkleinern, um reisegerechtere Maße zu erhalten. Hin und wieder liest man davon, dass eine Gitalele mit anderer Stimmung und Saitenbespannung eine Alternative wäre. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Geht schon, macht aber über Lagerfeuerakkorde hinaus keinen Spaß. Das Griffbrett ist zu klein, die Intonation zu instabil. Näher liegend wäre, eine Gitarre mit kleinerer Mensur, wie sie für den Unterricht für Kinder und Jugendliche verwendet wird, mitzunehmen. Hierauf kann man ordentlich spielen, der Klang ist befriedigend und der Preis ist – natürlich abhängig von Modell und Qualität – deutlich unterhalb von „Sonderanfertigungen“ für Reisegitarren. Der Nachteil: Die Platzersparnis ist geringer und die Griffbrettbreite nicht unbedingt für Erwachsenenhände ausgelegt. Womit wir bei den Backpacker-Gitarren oder Travel-Gitarren sind. In den letzten Jahren sind hier viele Lösungen entstanden. Es ist daher schon eine Frage der eigenen Prioritäten, welches Modell man wählt. Eine vollständige Marktübersicht ist kaum noch möglich. Daher hier exemplarische Modelle:

Little Jane der Firma Furch

Die tschechische Firma Furch hat mit dem ihrer „Little Jane“ eine Lösung vorgestellt, bei der Hals und Kopfplatte abmontiert werden kann. In einen zugehörigen Gigbag sind die Packmaße, trotz 61er Mensur unter 50 cm. Peter Finger stellt in einem Video die klanglichen Möglichkeiten der „Little Jane“ vor und erklärt den „Zerlegungsvorgang“  Little Jane – vorgestellt von Peter Finger  Offizielles Furch – Video Ganz neu ist die Idee des „abmontierbaren Halses“ nicht. Auch andere Gitarrenbauen hatten schon vorher die gleiche Idee. Es sieht aber so aus, als ob Furch das überzeugenste Komplettpaket bietet. Der Nachteil: Der Preis liegt bei knapp über 1000 Euro.

Martin Backpacker

Deutlich günstiger kommt ihr mit einer „Martin Backpacker“. Hier wird ein völlig anderer Ansatz gewählt. Der Korpus des Instrumentes ist „verschlankt“ – das Griffbrett jedoch spieltauglich. Die Maße (90 x 21 x 5,5) überzeugen. Baubedingt sind jedoch die Balance und Klang die wesentlichen Kritikpunkte. Wie gesagt: Eine Frage der Priorität.  Hier Klangbeispiele und Pro und Kontra Es gibt eine große Anzahl Travel-Gitarren, die mit kleinerer Mensur gebaut sind. Also weder zerlegbar oder anders konstruiert … sondern einfach nur kleiner. Zum Beispiel hat Taylor ein „Baby“ – Modell  und Martin durch Ed Sheeran gehypte „Little Martin“  an. Die Länge dieser Gitarren bewegen sich zwischen 85 und 90 cm.

Update Mai 23: Das Angebot an Gitarren mit kleinerer Mensur (sehr häufig mit 580 mm) hat sich deutlich erweitert. Ganz offensichtlich haben die Instrumentenhersteller einen Bedarf entdeckt und stellen nun auch kleine „Reiseinstrumente“ zum Teil zum Schleuderpreis her. In der Preisspanne von 66 Euro (!) bis 400 Euro sind hier verschiedene Modelle zu bekommen. Ich glaube zwar nicht, dass man für 66 Euro ein vernünftig spielbares Instrument bekommt, kann aber den Gedanken nachvollziehen, dass man sein hochwertiges Schätzchen nicht an die Strände und Lagerfeuer dieser Welt ausführen möchte. Eine Übersicht an kleinen Gitarren findet ihr beispielsweise bei Thomann oder Musik Produktiv (keine Werbelinks!).

Flugreisen mit Gitarre

Jetzt Spezialthema: Flugreisen mit Gitarre. Die einzelnen Fluggesellschaften verhalten sich höchst unterschiedlich. So wurde mir von Iberia zwar angeboten, dass ich die Gitarre im Handgepäck mitnehmen könne, (obwohl die Maße nicht denen auf der Internetseite von Iberia entsprochen haben) – der Anschlussflug mit einem Subunternehmen hätte jedoch einen eigenen Sitz für das Instrument notwendig gemacht.

Erfahrene Reisende mit Gitarre berichten, dass Gitarren im Softcase sehr häufig problemlos im Handgepäck transportiert werden. Freundliche Bestimmtheit im Check-In hilft. Wer allerdings sicher gehen will, dass es nicht zu Schwierigkeiten kommt, sieht in den Bedingungen für Sondergepäck bei den Fluglinien nach oder fragt direkt vor Flugbuchung nach. Wichtig für Reisen außerhalb der EU sind noch Bestimmungen zum Zoll (um zu vermeiden, dass ihr für Euer eigenes Instrument bei der Rückreise Zoll bezahlen müsst) und ein CITES – Zertifikat für Gitarren mit geschützten Hölzern. Etwas Licht in den Paragraphen-Dschungel bringt das Bundesamt für Naturschutz auf einer entsprechenden Seite.

Fazit

Wie viel Mühe ihr Euch beim Equipment machen müsst, über die Wahl des Verkehrsmittels grübelt und wie tief ihr in die Tasche greifen müsst, ist von Reiseziel und Anspruch abhängig. Ich bin gespannt auf Eure eigenen Erfahrungen, die ihr gerne als Kommentar posten könnt.

Anmerkung: Der Beitrag wurde hier erstmals im Juni 2018 veröffentlicht und im Mai 2023 aktualisiert.

 

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2 Gedanken zu „Mit Gitarre verreisen“

  1. Tatsächlich hatte ich in diesem Sommerurlaub genau dieses Problem: zwei Wochen mit Frau und Kind an den Bodensee und kein Platz mehr für die geliebte Gitarre. Geht gar nicht!

    Also hin zum nächsten Gitarrenladen, weil von Guitarlele hab ich auch schon mal was gehört…
    Aber was für eine klangliche Enttäuschung – was angesichts der Korpusgröße ja auch nicht anders zu erwarten war. Das einzige Modell von Baton Rouge incl. Tonabnehmer überzeugte spielerisch und klanglich, war allerdings schon verkauft, und die Nachbestellung würde vor meinem Urlaub nicht mehr eintreffen. Also ab in die Kinderabteilung…
    Hier die gleichen Probleme wie oben beschrieben!

    Wieder zurück in die Oberliga: Taylor GS Mini angetestet und sofort in die Koa-Variante verknallt! Leider kann man sich danach nichts Anderes mehr anhören, und leider erschüttern die aufgerufenen 899,- Flocken das Urlaubsbudget in seinen Grundfesten. Erstmal wieder frustriert nach Hause.
    Und dann ging es ganz schnell 4 Tage vor der Abreise: ein letzter Blick auf die homepage eines großen Musikhauses, und da war sie.
    Mensur 596, Gesamtlänge 95 cm, Bauform: Mini Travel Grande Symphony (oh Mann), Korpus aus Mahagoni. Und dann noch mit Tonabnehmer, und dann noch mit gigbag, und dann nur 109,- Euronen. Irgendwie muss man sich fast ein bisschen schämen!
    Kurz und gut, sie wurde pünktlich am 2. Urlaubstag ins Hotel geliefert und wir hatten eine wunderschöne Zeit zusammen…

    Noch zwei Anmerkungen: Im gigbag war tatsächlich noch ein Klinkenkabel! Auf jeder Reise passiert einem was, so natürlich auch einer Reisegitarre; aber bei der hier kann ich mit jedem Ding oder Dong sehr gut leben!
    Viele Urlaubsgrüße

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