Göttlich mit Verspätung: Heike Matthiesen – Guitar Divas

Bei einer „Diva“ haben wir es mit im Wortsinn mit einer „Göttlichen“ zu tun. Manchmal auch gepaart mit selbstbewusster Überheblichkeit. Eine gefeierte, einzigartige und bewunderte Künstlerin.

Genau das gab es in der Zeit der Gitarristinnen, die Heike Matthiesen mit ihrem neuen Album vorstellt, allerdings selten. In der Zeit der Gitarromanie im frühen 19. Jahrhundert wurden Frauen zwar am Instrument ausgebildet und durften auch öffentlich spielen. Schluss war damit allerdings in der Regel ab dem Zeitpunkt der Eheschließung. Bei „Kinder, Küche, Kirche“ war nunmal kein G für Gitarre dabei. Ausnahmen gab es lediglich für Frauen, die mit Musikern verheiratet waren. Im „Familienunternehmen“ war Musik erlaubt.

Komponistinnen für Gitarre

Heike Matthiesen engagiert sich seit Jahren für die Entdeckung der Musik, die Frauen komponiert haben. Ihre CD Guitar Ladies war ihr schon ein Herzensanliegen, deren Erfolg für sie überraschend kam. Nun führt sie ihre musikalische Arbeit mit dem im Mai 23 erschienenen Album „Guitar Divas“ fort. Wir begegnen der tatsächlich schon etwas bekannteren Madame Sidney Pratten und der von ihrem Vater Mauro Giuliani ausgebildeten Emilia Giuliani. Mauro Giuliani war auch einer der Lehrer von Anne Emmerich, über die sonst wenig bekannt ist. Ein Star in Amerika war die in Madrid geborene Maria Dolores de Goni. Dennoch sind wenig Kompositionen von ihr überliefert. Der Zugang zum Verlagswesen war für Frauen an der Gitarre fast unüberwindbar.

Matthiesen als Forscherin und Künstlerin

Als „Eine spannende Schatzsuche“ beschreibt Matthiesen ihre Arbeit. Und tatsächlich enthält das Album echte Perlen klassischer Gitarrenmusik. Allein für die Arbeit diese Musik wiederzuentdecken und öffentlich zu machen hätte Matthiesen einen Orden verdient. „Magisch“ wird die Forschungsarbeit aber durch die musikalischen Interpretationen durch die Forscherin. Dass sie zu den Kompositionen einen besonderen persönlichen Zugang hat, hört man ihrem Spiel an. So gelingt es ihr in die gefälligen Stücke klassischer Leichtigkeit und Lebensfreude auch Tiefe hörbar zu machen.

Heike Matthiesen geht mit ihrer Krebserkrankung offen um. Sicher verändert eine solche Erkrankung Mensch und Musik. Sie sagt: „Wenn man jedes Konzert spielt, als ob es das letzte wäre, verändert sich die Musik unglaublich. Ich habe mich bewusst mit dieser schönen Musik umgeben – und möchte die gewachsene Lebensfreude und Tiefe in die Musik zurückgeben.“

Ein in mehrfacher Hinsicht besonderes Album mit neu entdeckter Gitarrenmusik, meisterhaft interpretiert!

Homepage: https://heike-matthiesen.de


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