Es gibt Übesituationen, bei denen eine passende Begleitung für das eigene Spiel sehr hilfreich ist. Eine kleine Band beispielsweise, die das Backing für Improvisationen spielt oder Percussion und Bass als Hintergrund für das Einüben der Gitarrenbegleitung. Seit einiger Zeit gibt es mit „Band in a Box“ Software, die den heimischen Computer in eine Begleitband verwandelt. Allerdings ist Band in a Box voller Funktionen, benötigt daher längere Einarbeitungszeit und ist für 129 $ auch kein Schnäppchen.
Gitarrist:innen, die nicht den vollen Funktionsumfang des Boliden benötigen und auf Live eingespielte Sounds verzichten können, werden vielleicht auch mit iReal Pro glücklich.
Songs, Download und Eingabe
Der Name „iReal“ macht Hoffnung auf ein „digitales Realbook“ mit hunderten von Jazzstandards. Nichts dergleichen sieht man jedoch nach dem ersten Öffnen des Programmes. Wohl aus rechtlichen Gründen müssen die Songs erst aus einem Forum heruntergeladen werden. Das funktioniert schnell, unkompliziert und ist kostenlos. Nach dem Download gibt es dann tatsächlich die erwartete Flut von Backing-Tracks.
Natürlich können aber auch eigene Kompositionen und Akkordfolgen eingegeben, oder die bestehenden verändert werden. Auch dies klappt mit wenig Übung flüssig und unkompliziert.
Tempo, Tonart, Stil und Instrumentenmix verändern
Der Clou eines solchen Programmes sind jedoch die Veränderungsmöglichkeiten der abgespielten Stücke. Das Solo klappt, aber nicht in schnellem Tempo? Zwei Klicks und die Begleitband spielt langsamer. Die Tonart ist ganz und gar „ungitarristisch“? Schnell verwandeln Vorzeichenhasser das Stück in C-Dur. An Stilen stehen eine große Auswahl für Jazz, Latin und Pop bereit. Nur die Stilart „Blues“ muss für 5 Euro extra hinzugekauft. Wahrscheinlich, weil Blueser ohnehin schon traurig sind?
Das verleitet natürlich auch zu der ein oder anderen Spielerei. Warum Claptons „Wonderful tonight“ nicht mal als Cha-Cha-Cha spielen? Gewinnt nicht Lullaby Of Birdland im Bluegrass – Stil besonderen Reiz? Die Begleitband besteht dabei aus vier virtuellen Instrumenten, die ebenfalls verändert werden können. Der Klang bietet soliden Midi-Sound. Manche Instrumente sind dabei gut anzuhören – manche klingen entsetzlich. Aber da die Auswahl ja groß ist und die Lautstärke auch für einzelne Instrumente steuerbar ist, wird das Schlimme einfach abgewählt oder stumm geschaltet.
Unterstützung für das eigene Üben bietet auch die Wiederholfunktion ausgewählter Takte, die Funktion „automatische Temposteigerung“ und der Trainer für das Transponieren.
Preise und Plattformen
Die schlechte Nachricht zuerst: Für Windows oder Linux ist iRealPro (noch) nicht verfügbar. Und die gute Nachricht: Die Kosten für iOS, Android oder Mac sind moderat und liegen jeweils bei 15 Euro.
Fazit: iReal Pro für Gitarrist:innen
Für die Bühne ist das Programm weder gedacht noch geeignet. Aber das Tool ist eine große Hilfe für Improvisation und Begleitung im Übungsraum. Auf viele alltägliche Situationen hat iReal Pro eine passabel klingende, flexible und motivierende Antwort.
Homepage: https://www.irealpro.com/
Zugabe: Max Frankls YouTube – Video
Max Frankl hat zu iReal Pro ein sehr informatives Video gemacht. Hier bekommt ihr nochmals einen guten Überblick über die Funktionen und in die Oberfläche.