Songstory: John Dowland – Come again!

Es ist bemerkenswert und faszinierend, wie populär die Kompositionen John Dowlands heute sind. Und das, obwohl Meistergitarrist John Williams nicht zu Unrecht meint, dass diese Lautenkompositionen zwar „zu den gitarristischen Stücken dieser Literatur“ zählen, andererseits aber „der Farbe der Gitarre gar nicht stehen“.

Im „Klassischen Repertoire“ für Gitarre ist Dowland dennoch schon lange eine feste Größe. Es gibt aber auch einen freien, jazzigen Umgang mit den Melodien. Beispielsweise von Max Frankl gemeinsam mit der Sängerin Hanna Herfurtner oder der spanischen Gruppe Taracea. Bekannt geworden ist auch die Aufnahme von Dowland-Liedern von Sting und Edin Karamazov auf dem Album „Songs from a Labyrinth“.

John Dowland: Leben, reisen, komponieren

John Dowland wurde 1563 geboren. Mitten in die „Goldene Elisabethanische Zeit“ hinein. England war Weltreich, das Wort „Brexit“ völlig unbekannt, das Leben als Musiker allerdings eher eingeschränkt „golden“. Auskömmlich war für Saitenmusiker in der Regel nur eine Anstellung bei Hofe oder in dessen Dunstkreis. So tourte auch Dowland, der heute mit William Byrd wohl bekannteste englische Musiker in dieser Zeit, durch Europa. Eine Anstellung in Paris, ein Aufenthalt in Italien und dann immerhin ein Engagement beim König von Dänemark. Zwischendrin hatte er in Italien von einem geplanten Mordkomplott einer katholischen Gruppe englischer Exilanten auf Königin Elisabeth erfahren. Er reiste schnell nach Nürnberg, um einen warnenden Brief in die Heimat zu schreiben. („Almächd, a Adendad!“)

Nach zwei gescheiterten Bewerbungen klappte es dann 1612 doch mit der Anstellung am Hofe Elisabeths. Für ihn gut – für die Nachwelt eher nicht. Denn mit dem erreichten Ziel erlahmte seine Kompositionskraft nahezu vollständig.

Lieder voller Melancholie

Elisabeth I. spielte selbst Laute. Die Gitarre war nur beim niederen Volk zur Begleitung einfacher Lieder verbreitet. Die Laute war jedoch beim Adel und in der komponierten und aus notierten Musik so „schick“, das es die Kunstform „Lauten-begleitetes Sololied“ zur Blüte brachte. Insgesamt sind über 100 Dowland-Kompositionen überliefert. Viele Stücke eben auch für „Gesang und Laute“. Wenn man so will, kann Dowland als Urvater der heutigen Singer- Songwriter Szene durchgehen.

Ein zweiter zeitgeschichtlicher Einfluss ist in den Lieder und den entsprechenden Texten nicht zu überhören: Traurige Melancholie entsprach dem Zeitgeist. Goldenes Zeitalter, größerer Wohlstand hin oder her – man litt gerne, sehnte sich nach irgendwas oder fühle sich unverstanden, einsam und allein. Die Übersetzung von „Flow my Tears“ führt das drastisch vor Augen:

Fließt, meine Tränen, strömt aus euren Quellen,
Für immer verbannt: lasst mich trauern.
Wo der schwarze Vogel der Nacht sein düsteres Lied singt,
dort lasst mich einsam sein.

Auch in „Come again“ macht den Texter keinen restlos glücklichen Eindruck. Auch hier geht es um Trennung, Sehnsucht, Verachtung und Ohnmacht.

Aus der Menge der YouTube – Einspielungen habe ich eine wunderschöne, in bezaubernden „französischen Englisch“ vorgetragene, allerdings auch vergleichsweise schnelle Interpretation des Duos Bensa-Cardinot herausgesucht. Vielleicht hilft ja etwas Tempo gegen Melancholie?

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