Drei Begegnungen mit David Qualeys Musik haben mich als Gitarristen stark beeinflusst. Als Jugendlicher war ich fasziniert von klassischer Gitarrenmusik und geprägt von „klassischer Spieltechnik“. Einer meiner Kollegen konnte jedoch darüber hinaus auch noch Stücke von David Qualey spielen. Das wollte ich auch! Und es ging wohl vielen Gitarristinnen und Gitarristen dieser Zeit so. Qualeys Musik schloss eine Lücke, war modern und zugleich für eine Spieltechnik komponiert, die wir „Klassiker“ ohnehin mehr oder weniger konnten.
Etwas später durfte ich David bei einem Konzert auf einer Kleinkunstbühne in Coburg erleben. Er spielte ein unglaubliches Repertoire, war charmant und sehr unterhaltsam. Selbstverständlich spielte er seine Kompositionen alle auswendig. Nur die Programmreihenfolge konnte er sich nicht merken :). Ich wusste bis dahin nicht, dass man einen Abend mit einer Gitarre ohne Gesang und mit eigenen Kompositionen so genial bestreiten konnte.
Mein letzter Kontakt war ein Telefonat vor vielen Jahren. David rief mich am Sonntagmorgen an, weil er irgendwas mit irgendwelchen Midi-Files (!) wissen wollte. Ich war für die Internetseiten der AKUSTIK GITARRE verantwortlich und David war zu dieser Zeit dort Workshop-Autor. Wir plauderten ein wenig über dieses Internetzeug und über das Leben im Allgemeinen. Ich war mächtig stolz, dass das gitarristische Idol meiner Jugend bei mir angerufen hatte. Obwohl es ein Sonntagmorgen war!
Mittlerweile habe ich einige Stücke von David Qualey spielen gelernt. Das sehr bekannte „Santa Cruz“ und „Grandmas Old Pyjama Rag“ sind meine jahrelangen Begleiter im eigenen Repertoire geworden. Davids Kompositionen sind auch stilistisch eine Klasse für sich geblieben. Komponiert für Nylonseiten und das Repertoire klassischer Gitarristinnen und Gitarristen.
Im Oktober 24 ist David Qualey im Alter von 76 Jahren verstorben.
