„Wenn ich den Blues singe, tue ich das mit diesem großen Gefühl. Ich meine … also wenn Du das Gefühl hast, dann ist das nicht nur, was Dir passiert ist. Es ist, was Deine Vorfahren und anderen Leuten passiert ist“ sag John Lee Hooker und beschreibt damit die tiefe Verwurzelung des Blues im Mississippi Delta.
Sie nennen es die „Musik des Teufels“
Traditionelle Musiker haben den Blues wegen seiner Rohheit, seiner manchmal gewalttätigen und schlüpfrigen Texte das Etikett „Teufelsmusik“ angehängt. Dabei hatten beide Stile nicht nur gleiche Wurzeln, viele Bluesmusiker wurden zunächst auch in Kirchenchören ausgebildet. Auch John Lee Hooker war Sänger in einem solchen Chor. In einem Interview sagt er zum Blues: “Es ist keine Teufelsmusik. Es ist Musik, die gut für die Seele ist, die gut für die Menschen ist und die Menschen auf der ganzen Welt glücklich macht. Genau wie Spirituals. Tatsächlich ist sie für die Menschen stärker als Spirituals. Mehr Leute mögen das, was ich tue, als Kirchenlieder.“ Und die Hinwendung zum Blues hatte auch einen ganz pragmatischen Grund. Von Kirchenliedern konnte man nicht leben. Vom Blues .. vielleicht .. schon.
Johns leiblicher Vater war Farmer und nebenbei Prediger und Pastor. Ein Freund seiner Schwester schenkte dem Achtjährigen eine Gitarre. Dieses Werkzeug aus der Hölle gefiel dem Vater so wenig, dass es nicht ins Haus gebracht werden durfte, sondern seinen Platz in der Scheune fand. Tatsächlich war aber der Einfluss der Gitarre nicht durchweg positiv. John schwänzte die Schule, weil er lieber Musik machte. Lesen und Schreiben hat er wohl zeitlebens nicht gelernt.
Mit seinem zweiten Vater – seinem Stiefvater – hatte John in musikalische Sicht deutlich mehr Glück. Der neue Mann seiner Mutter, ebenfalls ein Farmer, machte nicht nur selbst Musik, er unterrichtete auch John auch im Gitarrenspiel. „Was ich heute spiele, es ist haargenau sein Stil.“ sagt John Lee Hooker in einem Interview.
Bluesige Parallelwelten
Es gibt Lebensereignisse, die sich bei vielen berühmten Bluesmusikern dieser Zeit ähneln. Beispielsweise ein etwas eigenartiges Verhältnis zum Geburtsdatum (Robert Johnson). Als Geburtsjahre werden verschiedene Daten zwischen 1915 und 1923 gehandelt. Hooker hat selbst verschiedene Angaben gemacht und sein Geburtsjahr etwas „angepasst“.
Er hatte für seine Lüge einen guten Grund: „Wissen Sie, ich habe mein Alter angegeben, als ich in die Armee ging. Ich bin nicht 1917 geboren, sondern 1920. Ich habe mein Alter hochgeschraubt, um in die Armee zu kommen. Ja, und sie haben mich aus der Armee rausgeschmissen, weil ich gelogen habe, um in die Armee zu kommen. Denn damals war die Armee eine Sache, um viele Mädchen zu bekommen.“
Landarbeit mit den Eltern war, ähnlich wie für Memphis Minnie nicht John Lees Ding. So verschwand er mit 14 (oder 16) aus der elterlichen Familie und zog nach einem kurzen Aufenthalt bei seiner Tante als Musiker durch die Südstaaten. Mit Gelegenheitsjobs und als Hausmeister schlug er sich durch, bis er von seiner Musik leben konnte.
Hooker war viermal verheiratet und Vater von acht Kindern. Auch dieses eher wenig konstante Familienleben teilt er mit einigen Musikerkollegen dieser Zeit.
Ohr-Musik mit elektrischer Gitarre
Blues war in der Zeit Hookers „Ohr-Musik“. Einfach gehört, gelernt und weitergespielt. Stilmittel waren Bendings, Bottlenecking und Slidespiel und ein rauer, ungeschliffener Gesang. Hooker übertrug dies auf die elektrische Gitarre und spielte 1937 sein erstes Album „Boogie Chillen“ ein. In den 60er Jahren war John Lee Hooker im Zuge des Rhythm-and-Blues Boom auch kommerziell sehr erfolgreich. Seine Stimme war markant tief, mal fast samtig, mal rau. Seine Texte glänzten durch das Auslassen manchmal sogar sehr offensichtlicher Reime. Die Inhalte hatten häufig den Ursprung in Bluesklassikern, die er im Laufe der Zeit so veränderte, bis es schließlich neue Stücke waren.
John Lee Hooker hatte riesigen Einfluss auf andere Musiker. Zusammenarbeiten beispielsweise mit Carlos Santana, The Doors, Van Morrison oder Keith Richards dokumentieren dies eindrücklich. Ungefähr 500 Songs hat er in seiner fünfzigjährigen Karriere geschrieben. Im Juni 2001 ist John Lee Hooker in Kalifornien verstorben.
Boom Boom
Der Text des Songs ist .. nun ja .. auch in der Übersetzung noch gruselig:
Boom boom boom boom
Ich werde dich gleich abschießen
Direkt von deinen Füßen
Nehme dich mit zu mir,
Bringe dich in mein Haus
Ich liebe es, dich stolzieren zu sehen,
Auf und ab auf dem Boden
Wenn du mit mir sprichst,
Diese Babysprache
Hooker hatte den Song erstmals 1961 in Chicago aufgenommen. Das Riff ist eingängig, nicht allzu schwer und bewegt sich harmonisch mit viel Slides und Pull Offs in E-Dur zwischen erster, vierter und fünfter Stufe. Bekannt wurde das Stück durch eine Szene, in der Hooker Straßenmusik macht. Ob er hier ebenfalls mit seiner „Teufelsmusik“ im „Namen des Herrn unterwegs“ war, ist nicht überliefert.