musescore oder guitar pro

Der geniale Moment war da! Die phänomenale musikalische Idee hat die Komponist:in erreicht! Nun alles für die Nachwelt aufschreiben. Aber …. wie?

Sicher haben Papier und Bleistift ihren eigenen Reiz, sind stromsparend und nahezu überall verfügbar. Aus gutem Grund haben aber auch Notationsprogramme große Verbreitung unter Gitarrist:innen gefunden. Noten können transponiert, bearbeitet, sauber gesetzt und abgespielt werden. Die Zahl der Programme, deren Funktionen zum Teil weit über das Notenschreiben hinausgehen, ist riesig. In diesem Beitrag möchte ich mich auf zwei Programme beschränken, die unter uns Saitenzupfern häufig genutzt werden und den Anwendungsfall „Soloarrangement für Gitarre“ gut abdecken.

Ansätze

Musescore behauptet das populärste Notationsprogramm der Welt zu sein. Das ist durchaus glaubwürdig, denn Musecore ist kostenlos für Windows und Mac verfügbar. Musescore versteht sich als Teil eines Ökosystems aus Programm, Apps und Notendownloads. In die „Community“ sind nicht nur über 30 Entwickler, sondern auch über 1000 Übersetzer für 68 Sprachen einbezogen.

Arobas Music, die Firma hinter Guitar Pro, hat seinen Sitz im französischen Lille und ist 1997 von zwei Gitarristen gegründet worden. Es wird von einem Team von 14 Personen weiterentwickelt. Guitar Pro wird als CD über den Musikalienhandel oder als direkter Download für 70 Euro vertrieben. Updates belaufen sich auf 35 Euro. Die Lizenz gilt für fünf Computer. Auch Guitar Pro gibt es für Windows und Mac.

Gemeinsam ist beiden Programmen, dass eine App in den entsprechenden Stores angeboten wird. Die Apps dienen jedoch eher zum Anzeigen und Abspielen einer fertigen Datei als zum Notieren von Stücken.

Oberflächlich betrachtet

Ein deutlicher Unterschied wird gleich beim Programmstart in den Oberflächen der beiden Programme sichtbar. Dabei punktet Guitar Pro durch die stärkere Fokussierung auf Saiteninstrumente. Die Oberfläche wirkt aufgeräumter und moderner. Das macht sich auch in der Bedienung bemerkbar. Gitarrentypische Notationen wie beispielsweise Arpeggien, Slaps, Deadnotes sind bei Guitar Pro nur einen Mausklick entfernt. Eingeben lässt sich das meiste dieser „Gitarrennotation“ auch bei Musescore. In der Einarbeitungsphase muss die schreibwillige Gitarrist:in jedoch schon etwas suchen. Besonders gut und übersichtlich gelöst ist bei Guitar Pro die Verteilung der einzelnen Stimmen. Wir benötigen ja häufig unterschiedliche Notenlängen in einer Notenzeile. Auch das ist mit Musescore natürlich darstellbar … nur etwas umständlicher.

Noteneingabe

Die Noteneingabe kann in beiden Programmen über Midi Keyboard oder Tastatur erfolgen. Musescore bietet, wie fast alle anderen Notationsprogramme die Noteneingabe über Mausklick in das Notensystem. Bei Guitar Pro erfolgt die Eingabe ausschließlich mithilfe der Tastatur. Zwar gibt es einige hilfreiche Shortcuts, wer aber mit der Maus Noten eingeben möchte, ist mit Musescore im Vorteil.

Akkordsymbole sind hingegen in Guitar Pro einfacher und schneller eingegeben. Akkordumkehrungen und verschiedenste Griffweisen sind in einer umfangreichen Bibliothek verfügbar. Schick auch, dass eigene Akkorde eingegeben werden können und das Programm eine Bezeichnung vorschlägt.

Fingersätze können mit beiden Programmen eingefügt werden. Aber auch hier ist das in Guitar Pro etwas geschmeidiger gelöst.

Gerührt, geschüttelt und importiert

Transponieren, unterschiedliche Layouts und verschiedene Saitenstimmungen sind für beide Programme kein Problem. Wer also die Recuerdos de la Alhambra lieber in c-moll spielen möchte, findet sowohl in Musescore als auch in Guitar Pro einen verlässlichen Partner 😉

Beide Programme importieren MusicXML, Midi und PowerTab – Dateien. Musescore importiert zusätzlich Dateien, die mit Guitar Pro oder Capella geschrieben wurden und Guitar Pro kann Ascii und TablEdit importieren. Das funktioniert in der Regel gut, beim Import von MusicXML macht allerdings Musescore den etwas stabileren Eindruck.

Notendownload im Ökosystem

Beide Programme bieten einen kostenpflichtigen Download von Noten an. Guitar Pro´s „My Songbook“ wirbt mit Tausend Gitarrennoten von Klassik bis Rock. Musescore hält eine riesige Notenbiliothek bereit, die von Usern selbst bestückt wird. Über zweitausend Dateien sind hier allein für Klassische Gitarre gelistet. Eine Qualitätsprüfung findet durch die Betreiber jedoch nicht statt. Dafür diskutiert und bewertet die Community fleißig mit. Der Notendownload ist weder bei Guitar Pro noch bei Musescore kostenlos. Knapp 30 Euro kostet der Jahresbeitrag bei Musescore. Guitar Pro – Files bekommt man einzeln ab 1 Euro oder im Abo für 3 Euro im Monat.

Fazit

Welches Programm ist nun das Bessere? Natürlich kommt das auf den Anwendungsfall an. Guitar Pro ist – Nomen est Omen – ganz auf die Notation von Gitarrennoten spezialisiert. Das hat Vor- und Nachteile. Einerseits ist die Bedienung geschmeidiger und die Einarbeitungszeit kürzer, andererseits ist das Programm limitiert, wenn es um weitere Eingabemöglichkeiten für andere Instrumente geht. Musescore ist weiter durch die breite Unterstützung in einer Community um das Programm herum im Vorteil. Und der Preis von 0 Euro für Musescore ist natürlich unschlagbar.

So lässt sich das Programm risikolos ausprobieren. Aber auch für Guitar Pro gibt es eine 30-Tage kostenlose Testversion.

Insgesamt ist das Niveau beider Programme hoch und die Möglichkeiten vielfältig. Für den gitarristischen Hausgebrauch sind beide mehr als ausreichend. Lediglich bei der Noteneingabe werden sowohl Guitar Pro als auch Musescore von einer alten Methode um Längen geschlagen: Papier und Bleistift!

Homepages:
https://www.guitar-pro.com/
https://musescore.org/de

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