Tripple O, Dreadnought, Grand Auditorium, Jumbo – ein wenig verwirrt darf man im Angesicht der Vielfalt von Korpusformen und -größen für Gitarre schon sein. Wir versuchen mal eine Übersicht!
Klassische Gitarren
Einigermaßen übersichtlich sind die Korpusformen für klassische Gitarren. Zwar gibt es auch hier eine unglaubliche Vielfalt – jedoch hat sich die „Standard-Form“ seit Antonio Torres in den Grundzügen kaum verändert. Konzentrieren wir uns also auf die Steelstring-Modelle.

Dreadnought
Die Dreadnought-Form ist der „Klassiker“ unter den Westerngitarren und wohl die beliebteste der Formvarianten. 1917 wurde die erste Dreadnought von der amerikanischen Firma Martin gebaut. Das Klangideal war eine Gitarre mit hoher Lautstärke, satten Bässen und großen dynamischen Möglichkeiten. Dies war ein deutlicher Gegensatz zu den damals gebräuchlichen kleinen Korpusformen. Einige Jahre später zog Gibson mit einer Dreadnought-Variante, die die Firma „Jumbo“ taufte nach.
Von Singer / Songwritern wird eine Dreadnought häufig genutzt. Bekannte Spieler sind beispielsweise Jonny Cash oder John Lennon.
Benannt wurde die „Dreadnought“ übrigens nach einem Kriegsschiff https://de.wikipedia.org/wiki/Dreadnought . Passt jetzt eigentlich so gar nicht zu John Lennon …
Jumbo
Obwohl die „Jumbo“ ursprünglich als Antwort der Firma Gibson auf Martins Dreadnought gesehen werden kann, bot die Jumbo-Form bei ihrer Premiere 1917 völlig neue Klangeigenschaften und eine neue Form. Die Gitarre insgesamt ist nochmal wesentlich größer und hat eine im Vergleich zur Größe schmale Taille.
Schwerpunktmäßig war diese Gitarrenform zunächst für Plektrum- und Akkordspieler geeignet. In der Weiterentwicklung wurde die Form mit einer leichteren Deckenbeleistung und eine dadurch erreichte schnellere Ansprache für das Picking optimiert. Auch gab es eine legendäre Variante der Firma Guild mit zwölf Saiten.
Grand Concert
Die Grand Concert Form ist der Allrounder der Gitarrenformen und wahrscheinlich die populärste Variante. Durch die „mittlere Größe“ ist sie sowohl für Strumming und Songbegleitung als auch für Fingerstyle und Picking geeignet.
Auditorium
Die kleinste der hier vorgestellten Formen ist die Auditorium. Der Übergang von Hals zu Korpus ist hier meist im 12. Bund, während sich bei den anderen Formen der 14. Bund als Standard durchgesetzt hat. Dadurch gewinnen „Auditorium-Gitarren“ an Spielkomfort. Das nützt Menschen mit eher kleineren Händen ebenso wie Musikern, die häufig schnelle Passagen im Solospiel oder Picking verwenden möchten. Klangliches Plus dieser Form ist die schnelle Ansprache.
Größen
Durch die Firma Martin wurden auch heute geläufige Größenbezeichnungen eingeführt: O, OO, und OOO. Das einfache O wird mit ihrem kleineren Ton und geringeren „Wumms“ im Bass für Studioaufnahmen oder verstärkte Akustikkonzerte verwendet. Jedes zusätzliche „O“ bedeutet einen Größenzuwachs der Korpusform.
.. und nun?
Diese kleine Übersicht ist natürlich nicht vollständig. Über das Orchesta Modell, Hybrid-Gitarren, Parlor-Gitarren haben wir noch gar nicht gesprochen. Auch gäbe es – um die Verwirrung wieder herzustellen – ja auch beispielsweise eine Grand Auditorium (also eine große kleine) und eine Mini-Jumbo (eine kleine große) Form. Genormt sind also Form und Größe keineswegs. Auch kann man zwar Hinweise auf Lautstärke, Ansprache, Basswiedergabe geben, aber die Form der Gitarre ist eben auch nur ein Faktor unter vielen. Holzart und Deckenbeleistung nehmen ebenfalls entscheidenden Einfluss auf die Klangeigenschaften.
Steht man also vor der Frage, wie die neue Gitarre aussehen soll, hilft wahrscheinlich am besten: Spielen, hören, prüfen und genießen. Im Idealfall verhält es sich dann wie bei den Zauberstäben bei Harry Potter. Die richtige Gitarre findet zu ihrem Spieler.
Quellen:
Akustische Gitarren: Alles über Konstruktion und Historie (Factfinder-Serie) Taschenbuch – 20. Juli 2003
von Teja Gerken (Autor), Michael Simmons (Autor), Frank Ford (Autor), Richard Johnston (Autor)
https://de.wikipedia.org/wiki/C._F._Martin_%26_Co.
Danke für die Übersicht. Die Begriffe werden ja so selbstverständlich verwendet, dass man sich als Neuling gar nicht fragen traut 🙂