Eigentlich sind wir Akustik Gitarristen einfach gestrickt. Unser Klangideal ist die natürlich klingende Gitarre und am liebsten ist es uns, wenn wir uns mit Technik nicht auseinandersetzten müssen. Soll einfach funktionieren …
Aber „einfach funktionieren“ ist kompliziert, wenn es um das verstärkte Signal geht. Wir verwenden spezielle Amps und kleine Tretboxen um zu erreichen, was wir vorher unverstärkt schon hatten. Und wir hängen uns an Kabel, wo vorher Bewegungsfreiheit war.
Nun hat die Firma Sennheiser ein Produkt auf den Markt gebracht, das Kabel überflüssig macht. Es ist nun wirklich nicht das erste und nicht das einzige Gerät auf dem Markt, das ein Signal aus einem Instrument über Funkstrecke überträgt. Aber es ist eines, was sich „Einfachheit“ als zentrales Merkmal auf die Fahne schreibt.
Bevor ihr weiterlest: Ich habe zu Testzwecken ein XS Wireless Digital Instrument Base Set zugeschickt bekommen. Da ich es behalten darf, muss ich diesen Beitrag als Werbung kennzeichnen. Also: Werbung!
Die Zielgruppe und Handhabung
Das „Instrument Base Set“ ist für Einsteiger gebaut, die keine oder wenig Erfahrung in die drahtlose Übertragung haben. „Plug and Pray“ haben wir das früher spöttisch genannt. Mittlerweile kann man aber wirklich von „Einstöpseln und Loslegen“ sprechen. Die beiden Geräte sind nach dem Einschalten sofort einsatzbereit. Für alle, die Bedienungsanleitungen aus Prinzip nicht lesen, ein echter Gewinn. Vorausgesetzt, man registriert die kleinen Symbole auf der Rückseite, die Sender und Empfänger kennzeichnen 😉
Die Bedienelemente beschränken sich auf einen einzigen Knopf für Ein- und Ausschalten, Pairing (im Auslieferungszustand nicht notwendig) und Stummschalten und auf eine Status-LED für Ladestand, Reichweitenüberprüfung und Fehleranzeige. Die Reduktion der Elemente ergibt durchaus Sinn, wenn die Bedienung möglichst einfach sein soll. Die wichtigsten Funktionen sind damit auch ausreichend abgedeckt.
Technische Daten
Die Geräte funken im lizenzfreien 2,4 Ghz Frequenzband. Maximal acht Funkstrecken sind möglich. Die Ladezeit wird mit drei Stunden angegeben. Bis zu fünf Stunden halten die Lithium-Ionen-Akkus im Betrieb durch. Die Latenz gibt Sennheiser mit 4ms an. Bei optimalen Bedingungen beträgt die Reichweite 75 Meter.
Nach meiner Testerfahrung sollte man sich auf die 75 Meter nicht verlassen. Was heißt auch schon „optimal“? 50 Meter sind jedoch ohne weiteres machbar. Wichtig ist die äußerst geringe Latenzzeit. In der Praxis hatte ich keinerlei Probleme mit Verzögerungen oder Störungen.
Klang
Nun will sich niemand die neu gewonnene Kabelfreiheit durch Abstriche beim Klang erkaufen. Wichtigstes Kriterium also: Wie klingen die Dinger? Ein mehrfacher Blindtest (Kabel oder Funk?) mit verschiedenen Musiker*innen hat in einem Set mit einem AER Amp ergeben: Unterschiede sind nicht herauszuhören.
Kritik und Preis
Es gibt Kritikpunkte. Der Akku ist fest verbaut. Schwächelt der Akku dauerhaft nach einiger Zeit, bleibt nur die Post zum Kundendienst. Immerhin lassen sich die Geräte extern mit Strom versorgen, falls während des Auftrittes der Saft ausgeht.
Ein kleinerer Kritikpunkt: Der Bedienknopf liegt im Gerät etwas vertieft. Das ergibt einerseits natürlich Sinn, um eine versehentliche Aktivierung zu vermeiden, andererseits ist die Bedienung gerade für Menschen mit Fingernägeln an der rechten Hand etwas fummelig.
Na ja – und der Preis. 299 Euro – ein „Straßenpreis“ von 285 Euro – sind kein Schnäppchen. Die Verarbeitung ist grundsolide und gut, das Konzept schlüssig und die Übertragungsqualität hervorragend. Der Preis ist also nicht völlig überzogen, ob man aber knapp 300 Euro für die Kabelfreiheit in die Hand nehmen will hängt sicher vom individuellen Kassenstand und vom „Grad des Kabelgenervtseins“ ab.
Fazit
Die Geräte sind qualitativ hochwertig. Insgesamt sind sie ein gutes Angebot für mehr Bewegungsfreiheit auf der Bühne und im Probenraum. Das „Instrument Base Set“ macht, eventuell auch mit Ergänzungen aus der gleichen Baureihe für Mikrofon, unter dem Strich eine gute Figur. Das Versprechen auf einfache Bedienung und guten Klang hat Sennheiser definitiv eingelöst.