Stirbt die Gitarrenszene?

Ein Interview mit Peter Finger von einigen Wochen hat mich nachdenklich gemacht. Nicht nur, dass der Herausgeber der „Akustik Gitarre“, also gewissermaßen des Zentralorgans der Gitarrenszene, düstere Zukunftsaussichten für das Medium „Print“ bereithält („Print ist eigentlich tot“). Er findet auch, dass es nicht mehr genügend Publikum für gute Gitarrenmusik gibt. „Bei meinen Konzerten sind die Leute mit mir gealtert. Die waren früher schon in den Konzerten und sind treu geblieben.“ Für die Jugend wäre aber die akustische Gitarrenmusik ein Nischenthema, wenn nicht ein neues Ereignis wie Claptons „Unplugged“ – Aufnahme käme.

Von Gitarromanie bis Unplugged: Wellenbewegungen der Beliebtheit der Gitarre

Wellenbewegungen in der Beliebtheit unseres Instrumentes hat es häufiger gegeben. Im frühen 19. Jahrhundert hat sich unter dem Namen „Gitarromanie“ große Gitarrenbegeisterung Bahn gebrochen. Reisende Virtuosen und Komponisten wie Carulli, Carcassi oder Fenando Sor haben diese meist im Bürgertum verwurzelte Begeisterung weiter angefacht. Auch die Wandervogelbewegung hat zur Beliebtheit der Gitarre beigetragen. Zumindest so lange, bis die Nazis damit Schluss gemacht haben. In den 90ern hat dann Eric Clapton eine „Unplugged-Welle“ angestoßen. Stilistisch sind das nun völlig unterschiedliche Richtungen aufgrund sehr verschiedener gesellschaftlicher Entwicklungen. Ein Vergleich dieser „Wellen“ daher kaum möglich.

Die Gitarrenlandschaft heute

Natürlich hat sich die Gitarrenlandschaft mehrfach seither verändert. Die Gitarre ist an den Hochschulen schon lange angekommen, es gibt in der Bildung über Musikschulen und gut ausgebildete private Musiklehrer eine gute „Infrastruktur“. Es gibt viele hervorragende Musiker, die eigene Kompositionen schreiben und großartige Konzerte spielen. Aber kann man dies mit den „Hypes“ vergangener Zeiten vergleichen? Anders gefragt: Ist künstlerisches Gitarrenspiel wieder auf dem Weg in die Nische? Und provokant gefragt: Wird die heutige Gitarrenbegeisterung – trotz Gegenbeispielen – hauptsächlich von alten weißen Männern getragen?

Der Blick in die Glaskugel: Die Zukunft der akustischen Gitarrenmusik

Was sagt Eure private Glaskugel? Wie schätzt ihr die Zukunft anspruchsvoll musizierter akustischer Gitarrenmusik ein? Hier Eure Rückmeldung auf eine kleine Abstimmung:

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Norbert Bornheim
Norbert Bornheim

Es ist schwer einen Mitspieler zu finden. Da übt man Tag aus Tag ein im stillen Kämmerlein und macht sein Ding. Mir würde es gefallen mehr Mitspieler in der Nähe zu haben mit denen man auch mal was zusammen machen kann.

Thomas Simon
Thomas Simon

Ich kann Dich gut verstehen. Bisher bin ich selbst aktiv geworden und habe mir über VHS-Kurse, Internet-Chats und sogar per Zeitungsannonce, einen großartigen Mitspielerkreis aufgebaut, mit denen ich mich regelmäßig zum Spielen treffe. Es bedarf zwar anfänglich ein-zwei „Rückschlägen“, bis man die richtigen Leutchen für den bevorzugten Musikstil gefunden hat, aber dann bringt es einem richtigen Spaß und inspiriert ungemein. Schau Dich aktiv bei Dir um und wage auch ruhig den ersten Schritt!

Thomas Simon
Thomas Simon

Ich stimme Euch zu, die Akustikgitarre gibt der heutigen Jugend nicht mehr das, wie wir es vor 30 Jahren erlebt haben. Es hatte schon etwas Besonderes, wenn man als Jugendlicher imstande war, unter seinesgleichen Gitarre spielen zu können. Ich möchte die Interessen der heutigen Jugend nicht abwerten oder gar verurteilen, jedoch merken wir alle, dass die heutige Freizeitentwicklung der Heranwachsenden durch Social Media völlig anders beeinflusst wird und andere Werte zählen.

Stephan Weidt
Stephan Weidt

Instrumentale akustische Gitarrenmusik IST eine Nische. Selbst Tommy Emmanuel, der ja, was die Fingerstyle-Gitarre angeht, für viele das Maß aller Dinge ist, kennen nur Leute, die selbst Gitarre spielen oder das gerne lernen wollen. Das ist typisch für die Szene: Zu den Konzerten der meisten Fingerstyle-Gitarristen kommen so 30 bis 60 Zuhörer, alle sind Hobby-Gitarristen (manche bringen dann noch ihre Ehefrau mit). Das ist aber überhaupt nicht schlimm, man muss es sich nur klarmachen.

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