Songstory: Tommy Emmanuel – Train to Düsseldorf

Unglaubliches geschieht! Ein Musiker, der eine Reise mit der Deutschen Bahn seine „Lieblingsbeschäftigung“ nennt. Und dann der DB mit einem Gitarrenstück ein unverdientes Denkmal setzt. Die Songstory zu Tommy Emmanuels „Train to Düsseldorf“!

Bei den Stichworten „Australien“ und „Gitarre“ fällt sofort sein Name: Tommy Emmanuel. Bemerkenswert, dass er in der AKUSTIK GITARRE aus dem Jahre 1998 noch als Geheimtipp und Newcomer bezeichnet wurde. Die Bekanntheitskurve ist seitdem steil angestiegen.

Einflüsse und Ausstrahlung

Bei Tommy Emmanuel kreuzen sich in besonderer Weise die Linien gegenseitiger Beeinflussung von Spielstilen. Er selbst sagt von Chet Atkins, Django Reinhardt und Merle Travis stilistisch beeinflusst zu sein. Insbesondere hat der Kontakt mit der Musik Chet Atkins in zur Gitarre geführt. Dessen Fähigkeit, Basslinien und Melodie gleichzeitig zu spielen, hat den 11-Jährigen begeistert. Er glaubte den Leuten nicht, die sagten, die Aufnahmen wären mit technischen Tricks entstanden. Er übte das Gehörte so lange, bis er es auch selbst beherrschte.

Andererseits ist Tommy Emmanuel auch Ausgangspunkt für eine jüngere Generation von Gitarristen, die durch seine Musik zur Gitarre kamen. Sönke Meinen beispielsweise nennt Tommy Emmanuel im gitarre.blog Podcast-Interview als seinen „Türöffner“ für die akustische Gitarre.

Neben unglaublicher Gitarrentechnik macht auch seine phänomenale Spiellaune und Improvisationskünste seinen Gitarrenstil so unwiderstehlich. Und auch ein Ideal, dass er häufig bei Interviews beschreibt: Er ist ein melodieorientierter Spieler. Wenn er Stücke schreibt, hat er die Vorstellung, Songs mit Melodie zu komponieren.

„Kann ich es mitsummen?“ fragt Chet Atkins, mittlerweile sein Freund und Duo-Partner, bei neu vorgestellten Kompositionen. Eine Auffassung, die man bei einer derart bahnbrechendem Gitarrengewitter fast erstaunt zur Kenntnis nimmt: „Die Gitarre ist auch nur ein Mittel zum Zweck!“ Es geht ihm nicht um den Beweis seiner Virtuosität auf Konzerten oder Einspielungen. Wichtiger ist es, die Leute zu erreichen.

Leben und Karriere

Tommy Emmanuel ist 1955 in Musclebrook in Australien geboren. Zu seinem vierten Geburtstag bekam er seine erste Gitarre. Als er mit sieben Jahren Chet Atkins im Radio hörte, hat das seinem Leben eine neue Richtung gegeben. In diesem Stil Gitarre spielen zu können, war sein Ziel. Mit zwölf war er damit schon sehr weit gekommen. Er unterrichtete Gitarre, spielte in verschiedenen Bands und trug mit seiner Musik zum Lebensunterhalt der Familie bei.

Noten lesen kann er aber bis heute nicht. Tommy spielt nach Gehör, merkt sich seine Songs in dem er sie immer und immer wieder spielt.

Im Laufe der Jahre spielte er beispielsweise mit Eric Clapton (der Emmanuel für den besten Gitarristen hält, den er jemals gehört hat), Les Paul, Leo Kottke, Paco de Lucía, Mark Knopfler und vielen anderen namhaften Musikern. Er wurde gebeten, zu Michael Jacksons posthum veröffentlichtem und bis dahin unvollständigem Album „Michael“ ein Gitarrensolo beizusteuern. Sein publikumsstärkstes Konzert war zu der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2000 mit seinem Bruder Phil in Sydney mit 2,5 Milliarden Fernsehzuschauern.

Im Interview danach gefragt, mit wem er am liebsten eine Jamsession spielen würde, antwortet er: „It would be Django Rheinhart because he’s the greatest of all time.“ So deutlich die stilistischen Unterschiede der beiden Musiker sind, verbindet die beiden Musiker jedoch die frühe Karriere, die Kindheit mit dem Gitarrenspiel und das eher unstete Leben als „reisender Virtuose“.

Die Sache mit der Deutschen Bahn: Train to Düsseldorf

Stellen wir uns den nächtlich verlassenen Bahnhof in Hamm (Hamm??? Eine Stadt in NRW!) vor. Ein Typ mit einer Gitarre stolpert aus dem Zug, lächelt verklärt und will uns sein frisch im Zug komponiertes Stück vorspielen. Nachdem wir sicher sind, dass der Mann nicht völlig durchgeknallt ist, hören wir die Weltpremiere seines Songs „Train to Düsseldorf“. Tommy Emmanuel beschreibt auf seiner Homepage die Situation so:

„Wie der Titel schon sagt, ist es ein Song, der im Zug geschrieben wurde! Mit dem Zug durch Deutschland zu reisen, gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Es ist aufregend, mit 300 km/h in einem ruhigen Zug durch das Land zu rasen, und die Reise an diesem Tag gab mir genug Zeit, um dieses Lied fertig zu stellen. Als ich in Hamm umstieg, konnte ich es kaum erwarten, es jemandem vorzuspielen. Ich fand eine ältere indische Dame, die allein auf dem Bahnsteig saß. Ich setzte mich neben sie und spielte ihr mein neues Lied vor. Sie schaute mich verwirrt an, lächelte dann und nickte zustimmend. Ich legte meine Gitarre weg und nahm den nächsten Anschlusszug nach Düsseldorf.“

Der Song vereinigt Virtuosität mit Melodiespiel. Tommy Emmanuel zeigt sein irrwitziges Fingerpicking und bettet die Melodie in ein lautmalerisches Zugszenario ein. Wie gut also, dass er die Gitarre immer dabei hat, wie der dem Magazin „Austrade“ verraten hat. „When was the last day you did not have a guitar in your hand?“

Tommy Emmanuel: „I can’t remember. Always I have it.“
Frei übersetzt: Ich spiele immer. Auch in Zügen.

Homepage: https://tommyemmanuel.com/


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